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UPDATE: Kreuzbandriss beim Hund und bei der Katze

Eine relativ weit verbreitete Erkrankung bei Hunden (und Katzen)
Kreuzbandriss bei Hunden und Katzen
Kreuzbandriss - Hundephysiotherapie in ihrer Nähe - Essen Rhein/Ruhrgebiet

Der Kreuzbandriss (KBR) ist eine der häufigsten Erkrankungen an den Hintergliedmaßen des Hundes. Er kann konservativ oder chirurgisch behandelt werden. Bei beiden Methoden wird die Physiotherapie als Teil der Rehabilitation dringend empfohlen.


Kreuzbandriss bei der Katze


Rupturen des vorderen Kreuzbands sind bei Katzen deutlich seltener als bei Hunden. Zugrunde liegen die gleichen Pathomechanismen wie beim Hund: Die traumatisch und die progressiv degenerativ bedingte Ruptur. Auch bei der Katze spielen Faktoren wie Alter, Körpergewicht und körperliche Aktivität eine wichtige Rolle. Dabei treten rein traumatisch bedingte Rupturen des Kreuzbands häufiger auf als degenerative. Bei Katzen ist die konservative Therapie in den meisten Fällen erfolgreich.


Wenn weitere Verletzungen der Bänder vorliegen, die Instabilität zu groß ist und die Katze nach einer etwa 2-wöchigen konservativen Therapie das Bein noch immer nicht belastet, wird meist extrakapsulär stabilisiert.


Stellen wir einmal einen Vergleich zum Menschen her:


Beim Menschen wird nach Gelenk-OPs, meist noch IM KRANKENHAUS, spätestens aber am 3. Tag mit einer Physiotherapie begonnen (Voraussetzung ist natürlich, dass die Wunde OK ist)! Diese Physiotherapie bekommen Menschen von Ihrer Krankenkasse bezahlt und dauert oftmals mehrere Wochen, da sie ohne Physiotherapie spätestens nach 2 Wochen ihr Gelenk nicht mehr richtig schmerzfrei bewegen könnten! Eine vollständige Gelenkbeweglichkeit dann wieder herzu-stellen ist extrem schmerzhaft!


Kreuzbandriss kurz erklärt


Von einem Kreuzbandriss spricht man bei einem teilweise angerissenen oder völlig gerissenen Band eines oder beider Kreuzbänder.


Man unterscheidet:


➡️ Vorderer Kreuzbandriss

➡️ Hinterer Kreuzbandriss (sehr selten)

➡️ Kreuzbandriss beider Bänder


In der Regel reißt bei Hunden das vordere Kreuzband, da dieses einer stärkeren Belastung ausgesetzt ist. Durch die entstehende Instabilität und den Bewegungsspielraum des Gelenks kommt es zu Überlastungen von anderen Strukturen des Bewegungsapparates.



⚠️ Der Knorpel im Kniegelenk und die Menisken sind einem erhöhten Verschleiß ausgesetzt, wodurch eine chronische Entzündung entsteht.


⚠️ Folgend kommt es durch entstehende Entzündungen zu einer Arthrose im Kniegelenk.


Wie entsteht ein Kreuzbandriss?


Ein Kreuzbandriss entsteht meist durch Fehl- oder Überlastung. Meist kommt es zunächst zu kleinen Teilrissen, bis zu dem Zeitpunkt, an dem das Band völlig reißt. Zum Beispiel bei Sport-hunden durch eine extreme Rotationsbewegung, Kompression und Zugkraft auf das Knie.


⚠️ Auch übermässiges Laufen, Fahrradfahren, Springen, Wegrutschen etc., besonders bei jungen Hunden, bei denen die Muskulatur und die Gelenke noch nicht völlig ausgeprägt sind, aber auch ältere Tiere, nach einem Sturz, Unfall, oder Hunde mit Rasse bedingter Prädisposition (große Hunde, Berner Sennen, Doggen, Neufundländer) sind betroffen.


⚠️ Zudem können die Bänder langfristig durch Übergewicht abgenutzt werden. Ein Kreuzbandriss kann ebenso durch andere Erkrankungen des Bewegungsapparates als Folgeerkrankung auftreten. Zum Beispiel als Folgeerkrankung durch eine Patellaluxation oder einer Arthrose.


Erste Anzeichen für einen möglichen Kreuzbandriss


  • Lahmheit des betroffenen Beines

  • Getragenes oder teilweise hoch getragenes Hinterbein

  • Anlaufprobleme nach Ruhephasen

  • Schmerzhaftes Knie beim Abtasten

  • Schmerzen beim Auftreten

  • Stehen nur auf der Zehenspitze des betroffenen Hinterbeins

  • Angeschwollenes Kniegelenk


🆘 Sollten Sie ein oder mehrere dieser Symptome bei ihrem Tier beobachten, ist eine Abklärung durch einen Tierarzt mit angeschlossenen bildgebenden Verfahren unbedingt erforderlich! Eine Diagnose erstellt ausschließlich der Tierarzt.


🆘 Häufig verschwindet die akut auftretende Lahmheit erstmal wieder, was eine Diagnose für den Besitzer in einigen Fällen schwierig macht. Eine wiederkehrende Lahmheit unterschiedlicher Stärke kann folgen.


🆘 Ein Riss des vorderen Kreuzbandes kommt beim Hund relativ häufig vor. Die Instabilität im Knie und die damit verbundene Entzündung führen zu einer hochgradigen Lahmheit. Nicht selten wird zusätzlich der Meniskus geschädigt, was zu einer weiteren Entzündung und zu Schmerzen führt. Je nach Ausmaß der Schädigung, kann es zu einem hörbaren Klicken (Meniskus-Klick, vom Tierarzt zu diagnostizieren!) kommen.


Gangbild

  • Bei einer Teil-Schädigung, Anriss, Auffassung, etc., ist die Lahmheit meist dezenter und die Erkrankung schwieriger zu diagnostizieren.

  • Bei vielen Hunden ist die Lahmheit über Monate chronisch-wechselseitig, bis es zu einem kompletten Riss und einer hochgradig akuten Lahmheit kommt.

  • Durch den Kreuzbandriss verändert sich die Gelenkbewegung im Sitzen und während des gesamten Gangzyklus.

  • Die Tiere kompensieren dies durch eine verminderte Belastung der betroffenen Gliedmaßenseite und eine vermehrte Beugung des Kniegelenks während des gesamten Gangzyklus.

  • Sie setzen im Stand teils nur die Zehenspitze auf.

  • Die Tiere rotieren im Sitzen die betroffene Gliedmaßen nach außen, um das Knie zu entlasten.



Krankheitsvorgänge und Funktionsstörungen


Infolge der Instabilität des Kniegelenkes durch eine Kreuzbandschädigung entstehen meist Knorpeldegenerationen und ein Meniskusschaden. Es kommt zu einer Gelenkentzündung (Gelenkfüllung, etc.) und damit verbundenen Schmerzen, sowie zu einer Lahmheit.


Das umliegende Gewebe schwillt an


➡️ Wärme

➡️ Verdickung


Die umliegende Muskulatur reagiert zur Stabilisierung mit erhöhter Spannung


➡️ Muskelverhärtungen

➡️ weitere Kompensationen

➡️ weitere Schonhaltungen

➡️ noch mehr Schmerzen !!!


Aufgrund von Muskelverspannungen, z.B. bildet der Körper infolgedessen verschiedene Mechanismen, um das Kniegelenk wieder zu stabilisieren


➡️ Bildung von Verknöcherungen

➡️ Kapselverdickung

➡️ Die Gliedmaße wird unphysiologisch belastet

➡️ Das Kniegelenk wird aufgrund der schmerzhaften Extension im Gang und im Stand vermehrt in

Beugung gehalten

➡️ Die Gliedmaße nur auf der „Zehenspitze“ aufgesetzt


Diagnose Tierarzt


Die Lahmheit und die Schmerzhaftigkeit im Knie, mit mehr oder weniger starker Umfangs-Vermehrung, sind relativ typische Symptome. Ein positiver Schubladen- oder Tibia-Kompressions-Test kann den Verdacht bestätigen (Tierarzt!). Allerdings sind diese auch bei einer kompletten Ruptur nicht immer einfach auszulösen. Gerade bei sehr großen und gut bemuskelten Hunden, in chronischen Fällen und bei partiellen Rissen kann die Durchführung erschwert sein. In Narkose wird hingegen aufgrund der verminderten Muskelspannung eher eine im Vergleich zur Gegenseite vorliegende Instabilität des Kniegelenks aufgedeckt. Radiologisch werden in chronischen Fällen typische Anzeichen einer Arthrose gefunden. MRT/CT.


Kreuzbandriss - Konservative Therapie


Das Rehabilitationsprogramm der konservativen Therapie (Kreuzbandanriss/Kreuzbandriss OHNE Operation) ähnelt dem Vorgehen, das bei einer chirurgischen Stabilisierung des Kreuzbandrisses beschrieben wird. Die Effizienz der Physiotherapie konnte beim Tier in mehreren Studien belegt werden, sie wird daher als Teil der Behandlung des Kreuzbandrisses empfohlen.


Ziel ist es:


✅ Schmerzen zu lindern

✅ die Muskelmasse aufzubauen

✅ einer Muskelatrophie entgegenzuwirken bzw. sie zu reduzieren

✅ Kontrakturen der Muskulatur entgegenzuwirken

✅ das Bewegungsausmaß des Gelenks zu erhöhen

✅ die Gliedmaßenfunktion wiederherzustellen


⚠️ Ein Kreuzbandriss zieht über kurz oder lang unweigerlich eine Arthose nach sich. Das Fortschreiten einer Arthrose wird durch die Physiotherapie nachweislich vermindert. Außerdem werden die Folgen der Fehlbelastung bekämpft. Nicht selten haben die Tiere durch die sekundären muskulären Verspannungen Schmerzen in der Hüfte und der Lendenwirbelsäule. Die negativen Folgen einer zu langen Immobilisation eines Gelenks sind bekannt.


⚠️ Eine frühe intensive Physiotherapie wird bei Tier und Mensch empfohlen.


Durch wochenlange starke oder über Monate persistierende Lahmheiten mit teils getragener Gliedmaße, kommt es ohne physiotherapeutische Behandlung durch eine Minderbelastung der Gliedmaße im Allgemeinen zu folgenden Symptomen:


➡️ Deutliche Atrophie der Muskulatur

➡️ Kontrakturen der Oberschenkelmuskulatur (mit z.T. starkem Zug auf das Hüftgelenk) und der

Unterschenkelmuskulatur

➡️ Fortschreitende Knorpeldegeneration

➡️ Gelenkkapselkontraktur

➡️ Eingeschränkte Beweglichkeit des Kniegelenks

➡️ Schmerzhafte Verspannungen der gesamten Wirbelsäulenmuskulatur, infolge der

Fehlbelastung


Konservative Therapie - REHABILITATIONSPROGRAMM OHNE OP


Je nach Alter, gesundheitlichem Zustand des Tieres und der Überzeugung oder finanziellen Situation des Besitzers ist ein konservatives Vorgehen anzuraten. Auch bei kleineren Hunden, die weniger als 15–20 kg wiegen, kann ein konservativer Therapieversuch unternommen werden.


Dauert die Lahmheit länger als 6–8 Wochen an, ist ein größerer Meniskusschaden wahrscheinlich und ein operativer Eingriff anzuraten.


Die Tiere stehen mindestens 6 Wochen unter striktem Leinenzwang. Abrupte Bewegungen sind zu vermeiden. KEIN Springen, KEIN Treppensteigen, KEIN Toben, BÄLLCHEN etc., SPAZIERGÄNGE reduzieren.


Insbesondere das unkontrollierte Herunterlaufen der Treppe oder das Herunterspringen sind schmerzhaft, sodass die Tiere wieder eine vermehrte Lahmheit zeigen. Nach Bedarf sollte das Körpergewicht reduziert werden. Entzündungshemmer sollten – solange wie nötig – zum Einsatz kommen (Tierarzt).


Die Erfolgsaussichten sind bei adäquater Physiotherapie auch bei größeren Hunden und ins-besondere bei einem Teil-Kreuzbandriss als vorsichtig günstig zu betrachten. Eine genügende Kniestabilität kann nicht nur durch eine Operation, sondern auch durch eine neuromuskuläre Rehabilitation (NEUROSTIM!) und durch Lasertherapie erreicht werden. Die intensive und frühzeitige physiotherapeutische Behandlung ist dabei ein fester Bestandteil der Therapie.


In jedem Falle sind Überlastungsspitzen zu vermeiden. Auf Wunsch tausche ich mich gerne mit ihrem behandelnden Tierarzt aus. Eine regelmäßige Konsultation beim Physiotherapeuten (1- bis 3-mal/Woche in den ersten 2–3 Wochen) zur Kontrolle und Anpassung des Programms ist zu empfehlen. Danach können die Behandlungsintervalle individuell verlängert werden.


⚠️ Vorsicht


Natürlich sind BESTIMMTE Griffe/Techniken und Übungen NICHT unmittelbar nach OP möglich und eine HÖHERE BELASTUNG des Beins sollte erst nach 6-8 Wochen erfolgen!


Jedes Tier erhält bei mir ein individuelles Programm, das an den Krankheitsverlauf, die Therapiemethode und die jeweiligen Bedürfnisse angepasst ist.


  • Passive Bewegungsübungen am liegenden Tier

  • Massagen

  • Narben Mobilisation/Massage

  • Aktive Bewegungsübung

  • Physikalische Therapien

  • Weitere ganzheitliche Ansätze


Hausaufgaben für Tierhalter


Den Besitzern werden zudem Übungen für zu Hause gezeigt. Der Besitzer sollte dann nach genauer Instruktion 3-mal täglich die passiven Bewegungen und die Massage, sowie 5-mal täglich die aktive Bewegungstherapie durchführen (frühestens nach ca. 6 Wochen!).

Tierärztliche Vorgaben sind zu beachten. Bei mir ist der Tierbesitzer immer aktiv in den Therapieplan eingebunden. Ich zeige Ihnen Übungen und erkläre die weitere Vorgehensweise.


Da das KORREKTE Ausführen der Übungen extrem wichtig ist, sollte IMMER ein Therapeut darauf achten. Ich warne vor eigenmächtigen Handlungen anhand von Büchern oder Videos OHNE therapeutische Anleitung vor Ort!


FAZIT


Verschiedene Tierärzte, verschiedene Meinungen. Manche Tierärzte vertreten bewusst ihre Entscheidungen mehrere Wochen Post-OP auf Physio zu verzichten. Bitte sprechen Sie ihre Tierärzte darauf an und hinterfragen Sie die Entscheidung UND erwarten Sie bitte eine Begründung. Oftmals geht Einiges, in dem Operationsstress und der Aufregung, ohne böse Absicht, unter. Ich persönlich arbeite gerne mit Tierärzten zusammen und für mich hat eine tierärztliche Anordnung absolute Priorität. TROTZDEM möchte ich Sie in diesem Artikel für dieses Thema ein wenig sensibilisieren. GGf. holen Sie sich bitte eine zweite Meinung ein. Seit geraumer Zeit wird übrigens die Physiotherapie an den Unis fest in den Studiengang Tiermedizin integriert.


Solltet ihr Fragen oder Interesse an einer Behandlung haben, meldet euch gerne bei mir.

Ich beziehe immer die Besitzer in mein Behandlungskonzept ein.


Eure Andrea Küster


➡️ Zertifizierte Tier Physiotherapeutin für Hunde, Katzen und Pferde in Ihrer Nähe

➡️ 1. Vorsitzende TPVD-Tierphysiotherapie Verband Deutschland e.V.

➡️ Prüferin Tierphysiotherapie Ausbildung

➡️ Mobil in Essen und umliegende Städte

➡️ Praxis Standort mit Unterwasserlaufband für Hunde in Hattingen


📞 01727436617 (Mo-Fr 9-19 Uhr, Sa 9-15 Uhr)



© InTakt Tierphysiotherapie Andrea Küster 2024



Quellen:



Abb. 1+2: Wikipedia


Foto1+2: Privat








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